Die Geschichte des Dartsports ist aus zwei Blickwinkeln zu betrachten. Zum Einen kann man die Herkunft der Dartpfeile, wie viele Menschen meinen, bis hin zur Jungsteinzeit zurückverfolgen, was wohl eher mit einem Augenzwinkern zu betrachten ist. Überlieferungen aus dem alten Byzanz lassen eine Verwandtschaft zu unseren drei kleinen Dartpfeilen erahnen. Der als großer Stratege bekannte General Belisarius (505-565) hatte befohlen, seine Infanterie mit drei ca. 18 Zoll langen und schweren Kampfpfeilen auszustatten, welche an der Innenseite der Schutzschilde angebracht wurden. Schon damals wurden die Reiter seiner Armee von ihm angewiesen, solche Pfeile als Kampftraining auf bestimmte Ziele zu werfen. Allerdings ist leider nichts davon bekannt, dass diese Wurfübungen mit den Kampfpfeilen nach den Kriegszeiten jemals als Spiel oder Vergleichskampf fortgesetzt wurden. Es müssen wohl nicht wesentlich andere Pfeile gewesen sein, welche Anne Boleyn ihrem Henry dem VIII. schenkte, der sie letztlich köpfen ließ. Der seriösere Weg dem Entstehen des Dartsportes auf den Grund zu gehen, ist das Verfolgen der Entwicklung von Dartboards. Hier sind eine Vielzahl historisch dokumentierter Ereignisse zu finden, die Aufschluß über die Entwicklungsstufen dieses Sports geben. Das wohl als markant zu bezeichnende Ereignis in der Entstehung von Dartboards ist die Schlacht bei Agincourt um das Jahr 1415 in der die Angelsachsen einen großen Sieg über die Franzosen davontrugen. In den Überlieferungen war von Kampfübungen die Rede, bei denen abgesägte Baumstämme als Zielscheiben für die Bogenschützen dienten. Anhand der Altersringe konnte man sehen, welcher Treffer der bessere war. Angeblich soll der große Erfolg der Angelsachsen auf die intensiven Übungen mit den Baumstammscheiben zurückzuführen sein.
In den kriegsfreien Zeiten sollen die Bogenschützen vor allem bei schlechten Wetter in den Hütten und Wirtshäusern aus langer Weile mit abgebrochenen Pfeilspitzen auf eben solche Baumstammscheiben geworfen haben. Da diese allein natürlich keine kontrollierbaren Flugeigenschaften hatten, wurden ganz nach dem Vorbild der langen Bogenpfeile kleine Federn als Leitwerk angebunden. Auf ihrer Fahrt nach Amerika im Jahre 1620 sollen die Pilgrim Fathers auf der Mayflower dieses Spiel praktiziert haben. Das erste Dartboard war wohl das sogenannte Norfolk Board, welches zu der Gruppe der Target Boards (Zielscheiben) zählt, das nur wenige breite konzentrische Ringe auf der Oberfläche hatte. Es war eine etwa nur 10 Zoll große Variante der ursprünglich etwa 120 cm großen Bogenzielscheiben. Die ersten Dartboards bestanden oft aus Ulmenholz und mussten ständig feucht gehalten werden, damit sie keine Risse bekamen. Das Target Board, welches schon seit langer Zeit ausgestorben ist, wird daher auch als Elm Board bezeichnet. Natürlicherweise waren alle älteren Dartboards aufgrund des dunklen und nassen Ulmenholzes traditionell schwarz bzw. dunkelbraun. Pflegte man also ein so empfindliches Dartboard nicht ausreichend, so entstanden immer mehr Risse, welche vom Zentrum her nach außen verliefen. Dies regte die Fantasie einiger Spielbegeisterter so sehr an, dass man auch eine Unterteilung einzelner Bereiche zwischen diesen Rissen des Boards vornahm und ihnen verschiedene Wertungszahlen zuwies. Einige hundert Jahre später erst zu Beginn des Dartbooms im Jahre 1896 erfand der Tischler Brian Gamblin aus Bury die bis heute bekannte Zahlenanordnung des London Boards. Aber nicht alle Regionen folgten sklavisch diesem Trend. So gibt es bis heute die noch weit verbreiteten Five's Boards, deren Aufteilung in zwölf Segmente mit den Zahlen 5, 10, 15 und 20 oft und in den südlichen Regionen von London zu finden ist.
Aber es haben sich auch weitere interessante Dartboards durchgesetzt, wie zum Beispiel das Grimsby Board mit seinen 28 Zahlensegmenten oder das Yorkshire Board, das Black Irish Board oder Kent Board, welche keinen Treble-Ring aufweisen. Eine Sonderstellung hat das wohl am schwierigsten zu spielende Manchester Board mit seiner eigenwilligen Zahlenaufteilung und seiner geringen Größe von nur 25,4 cm. Bei diesem Winzling haben die Trebles und Doubles einen Durchmesser von nur rund 3 mm und das Bulleye ca. 6 mm. Im letzten Jahrhundert haben sich die Materialien, aus denen Dartboards bestehen von Holz, über Kork, Papier, Metall, Plastik, bis hin zu Sisal verändert. Die Risse gab es verständlicherweise bei diesen neueren Materialien nicht mehr und so wurde die Segmentunterteilung von einem Drahtgeflecht, der sogenannten Spider, abgelöst. Erst um die Jahrhundertwende wurde der Wertungsbereich vieler Dartboards farblich abgesetzt. Auch viele andere Zubehörartikel wurden seit dem Jahr 1900 verbessert. So wurde der erste Papierflight im Jahre 1898 in den USA patentiert. Die Pfeile veränderten sich in ihrer Form und Größe von großen Holzpfeilen mit angepressten Metallspitzen zu kleineren Formen mit angeklebten Spitzen und Plastikflights. Bis heute haben sich die daran anschließenden Bauformen zum Teil erhalten. Der Wurfkörper, der sogenannte Barrel, wird heute je nach Größe und Gewicht beim Pfeil aus Messing, Stahl, Tungsten und immer neuen Materialien hergestellt. Ein wichtiges Gerichtsurteil sorgte im Jahre 1908 für die Zulassung des Dartspiels in den öffentlichen Pubs. Der Gastwirt Foot Anakin aus Leeds wurde des unerlaubten Duldens von Glücksspielen in seinem Pub bezichtigt. Um den Richter davon zu überzeugen, dass es sich nicht um ein Glücksspiel handelt, baute Foot Anakin ein Dartboard im Gerichtssaal auf und warf drei Darts in das 20 Punkte Segment und bat die Amtsträger es ihm gleich zu tun. Ein Gerichtsdiener nahm die Herausforderung an und traf mit den zwei ersten Pfeilen nicht einmal das Dartboard. Foot Anakin soll daraufhin sogar dreimal die Double 20 getroffen haben. Von so viel Können beeindruckt fällte schließlich der Richter das Urteil "This is not a game of chance" und gab damit den Weg für den Dartsport in den öffentlichen Pubs frei. Den nächsten Boom bekam der Dartsport im Jahre 1927 zur Einführung des größten Dartturniers in der Dartgeschichte, dem News Of The World Turnier. Es gab unzählige Qualifizierungsturniere in allen Stadtteilen Londons. Die Teilnehmerzahl der regionalen Ausscheidungen stieg bis zum Jahr 1947 auf stolze 300.000 Dartspieler an. Selbst Queen Mom ließ es sich nicht nehmen mit ihrer Tochter Königin Elisabeth II. zur Eröffnung eines Freizeitclubs in Slough im Jahre 1937 für die Presse einige Dartpfeile zu werfen. Zwei Legenden sorgten schließlich für die totale Begeisterung um den Dartsport und für ausverkaufte Exhibision Halls. Es waren Joe Hitchcock und Jim Pike, die über viele Jahre als die besten Spieler ihren Ruf genossen und Darts zur Zugnummer im Lande machten. Joe Hitchcock verdiente sein Geld als erster Vertragsdartspieler der Welt für die Brauerei Watneys. Marathon Marvel (Marathon Wunder) nannten sie ihn wegen seiner Bereitschaft, beim Spielmodus bis zu 25001 zu gehen. Weitere Spitznamen wie "Treble Twenty Wizard" oder "Demon of the Dartboard" lassen ahnen, dass er in der Treble Twenty zuhause war. Jim Pike stellte sein Können auf unzähligen Veranstaltungen mit vielen kleinen Kunststückchen unter Beweis. Er traf alle möglichen Trebles durch ein Zeitungsblatt hindurch. Seine Dartpfeile sausten durch ein glimmendes Zigarettenende in ein gewünschtes Double. Auf Wunsch führte er solche Präzisionsspiele auch mit vier Zoll langen Nägeln durch. Er brauchte nur dreieinhalb Minuten um auf dem Dartboard alle Doubles zu treffen. Ohne Gegner spielte er binnen 150 Sekunden drei Runden im Modus 301 runter. Schließlich kam es im September 1946 zum größten Dartereignis des mittleren zwanzigsten Jahrhunderts als sich Joe Hitchcock und Jim Pike den Kampf der Giganten lieferten und in der total ausverkauften Stadthalle von Acton den großen Showdown lieferten. Die Eintrittskarte zu diesem Mammutereignis kostete den Durchschnittsbürger bis zu zwei Monatslöhne. Die Zuschauer sahen drei spannungsgeladene 1001-Spiele, gespickt mit tons (100 Punkte-Würfe). Am Ende siegte Joe Hitchcock mit 2:1. Nach den Kriegsjahren wurden in Großbritannien und auch in den USA viele Varianten des Dartspiels und verschiedene Dartboards entwickelt, die auch als sogenannte Fun-Dartboards bezeichnet wurden. Anfang der 80er Jahre bekam diese Entwicklung ihren Höhepunkt. Viele andere Sportarten wurde auf das Dartboard übertragen. Und so spielte man beispielsweise Baseball oder Snooker auf speziell ähnlich gestalteten Dartboards nach entsprechenden Regeln. Darts wird mittlerweile in fast jedem Land der Erde gespielt. Allein in England gab es 1983 rund 7 Millionen aktiv gemeldete Spieler.
In den letzten Jahren hat Soft-Dart in einigen Ländern dem Steeldart den Rang abgelaufen. In Deutschland zum Beispiel wurden die Zeichen nicht rechtzeitig erkannt und attraktive Turniere für Newcomer kaum veranstaltet. Während die Soft-Dartszene mit potenten Sponsoren und Automatenaufstellern in Zusammenarbeit mit einem TV Sender werbewirksame Turniere veranstaltete, regte sich in der Steeldartszene nichts, was zu rückläufigen Mitgliederzahlen im Deutschen Dartverband führte.
Quellenangabe: www.netzwelt.de